Den Körper auf sanfte Art und Weise geschmeidiger machen: Das ist Faszien Yoga. Bei vielen sanften Yoga-Stilen wie dem Yin Yoga liegt der Fokus auf unserem Bindegewebe. Faszien Yoga Übungen zeichnen sich durch sanfte Dehnungen, fließende Bewegungen und ein intensives Spüren des eigenen Körpers aus. Wir erklären dir, was Faszien eigentlich sind und warum jede Person von Zeit zu Zeit an einer Yogastunde für die Faszien teilnehmen sollte.
Faszien sind ein wichtiger Teil unseres menschlichen Bindegewebes. Sie geben unserem gesamten Körper Stabilität, indem sie so gut wie alles umhüllen: Muskeln, Organe, Knochen, Blutgefäße, Nervensystem. Die Faszien bilden ein ganzheitliches Spannungsnetzwerk und verbinden innerhalb unseres Körpers alle Teile miteinander. Abgeleitet wird der Begriff Faszie vom lateinischen Wort „fascia“, was auf Deutsch „Band“ bedeutet.
Lange Zeit wurde den Faszien allerdings von Wissenschaft und Medizin keine große Bedeutung beigemessen. Das hat sich in den letzten Jahren verändert. Faszien bilden, Experten zufolge, ein wichtiges Struktursystem in unserem Körper. Und können – wenn sie verklebt sind – der Grund für Schmerzen sein. Ursachen für Verklebungen können Stress, Überlastung oder auch eine falsche Ernährungsweise sein.
Yoga mit Faszien im Fokus: Wie wirkt es und für wen ist es geeignet?
Beim Faszien Yoga handelt es sich um einen sehr passiven Yogastil. Das ist der Unterschied zum „klassischen“ Yoga - und gerade das macht die Dehnübungen so besonders. In einer Faszien Yogastunde hältst du die Asanas in der Regel viel länger als in den aktiven und dynamischen Yogastilen wie zum Beispiel Power Yoga oder Vinyasa Yoga. Übungen aus dem Faszien Yoga werden drei bis fünf Minuten gehalten, um die Verklebungen im Bindegewebe nachhaltig zu lösen. Verbindende Übungen zwischen den passiven und Haltungen werden auf eine sanfte und fließende Art ausgeführt.
Das Hören auf den eigenen Körper und das spüren der körpereigenen Signale ist hier ein besonders wichtiger Aspekt. Die Übungen werden an die eigenen körperlichen Möglichkeiten angepasst und nicht anders herum. Wenn du das beachtest, kann sich die volle Wirkung auf dein Bindegewebe entfalten.
Fragen, die du dir beim Üben von Faszien Yoga stellen kannst:
- Wo ist die Spannung im Körper am intensivsten?
- Wie weit kann ich dehnen, ohne dass ich Schmerzen habe?
- Wie kann ich die Übung so gestalten, dass es für mich angenehm ist?
Geschmeidige Faszien sorgen im Körper für mehr Beweglichkeit und Gelenkigkeit, der gesamte Körper wird dadurch besser mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt. Richtig angewendet, können Faszien Yoga Übungen auch zur Linderung chronischer Schmerzen beitragen – falls du in dieser Angelegenheit Hilfe benötigst, lass dich unbedingt von einer kompetenten Yogalehrerin/Yogalehrer beraten. Nun aber zu den Übungen...
Faszien Yoga: Übungen
Beim Faszien Yoga darfst du dich gerne Hilfsmitteln bedienen, die dich dabei unterstützen, die jeweilige Haltung an deine körperlichen Bedürfnisse anzupassen. Lege dir für das Training deines Fasziengewebes am besten Yoga-Blöcke, eine Decke und Kissen oder Bolster zurecht. Auch eine Faszienrolle kannst du in die Yoga Session einbauen. Ansonsten benötigst du wie immer eine Yoga-Matte und bequeme, warme Kleidung, in der du dich wohlfühlst.
Da sich das Fasziengewebe nur sehr, sehr langsam dehnt, liegt der Fokus beim Üben auf passiven Haltungen. Um dich auf eine Runde Faszien Yoga einzustimmen, kannst du beispielsweise mit einer ganz bewusst ausgeführten Runde Katze-Kuh beginnen. Das mobilisiert deine Wirbelsäule und du kannst dich mit tiefen Atemzügen auf die kommenden Übungen einstimmen.
Besonders beliebt sind öffnende Übungen für die Hüftbeuger, Herzöffner sowie intensive Dehnungen für Schultern und Arme oder die Gesäßmuskulatur. Im Yoga für die Faszien begegnen uns daher zum Beispiel Asanas wie Happy Baby, die Taube, Sphinx oder Adler-Arme.
Faszien Yoga für Anfänger: Übungen
Anfänger tasten sich am besten mit einfachen Haltungen an die intensive Wirkung von Faszien Yoga heran. Besonders gut eignen sich dazu Übungen wie die sitzende Vorwärtsbeuge, die man beispielsweise unter den Knien mit einem Yoga-Bolster oder unter dem Kopf mit einem Yoga-Block unterstützen kann. Oder auch die Kind-Position, in der du für drei bis fünf Minuten verweilst.
Am Anfang geht es vor allem darum, genau zu spüren, wo sich im Körper die Spannung befindet. Schicke deinen Atem an diesen Ort und versuche die oben erwähnten Fragen für dich zu beantworten. Baue zwischen den passiven Übungen immer wieder dynamische Übungssequenzen ein, die du ganz bewusst und in Verbindung mit deiner Atmung ausführst. Diese Bewegungsabläufe mobilisieren zusätzlich und regen deine Durchblutung an.
Faszien Yoga für Schulter und Nacken
Das Fasziengewebe passt sich unseren Alltagshaltungen an. Wir sitzen tendenziell zu viel in einer gebückten Haltung am Computer. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen an faszialen Verklebungen im Schulter- und Nackenbereich leiden. Die Faszien Yogamethode eignet sich daher besonders gut, um Problemen im Oberkörper entgegen zu wirken und Spannungsschmerzen vorzubeugen.
Wenn du an Verspannungen in Schulter und Nacken leidest, solltest du beim Üben von Faszien Yoga vor allem auf eines achten: Lege besonderen Fokus auf deinen Kiefer und deine Zunge, lass im Gesichtsbereich ganz bewusst los, während du Yoga übst.
Um für Entlastung im Fasziengewebe des Schulterbereiches zu sorgen, kannst du dir zum Beispiel zwei Yogablöcke in T-Form auf deine Yogamatte legen. Platziere den einen Block senkrecht zwischen deinen Schulterblättern, den anderen waagrecht, um deinen Kopf bequem darauf ablegen zu können. Strecke dann deine Arme in Schulterhöhe links und rechts von dir aus und bringt deine Fußsohlen aneinander, sodass deine Knie entspannt nach links und rechts außen fallen. Lasse dich ganz bewusst in die Position sinken. Nachdem du die Übung mehrere Minuten gehalten hast, richte dich ganz langsam auf. Wichtig ist beim Faszien Yoga, besonders sanft aus der passiv gehaltenen Übung zu kommen, um das gedehnte Gewebe nicht zu überfordern.
Schließe einige Runden Katze-Kuh an, um deine Wirbelsäule zu mobilisieren und deinen Nacken zu dehnen. Setze dich anschließend in den Fersensitz, um den Adler zu üben. Breite dazu in Schulterhöhe deine Arme nach links und rechts aus, verkreuze mit der Ausatmung den rechten Arm vor deinem Oberkörper über den linken Arm und verschlinge dann deine Unterarme ineinander, sodass sich deine beiden Handinnenflächen vor deinem Gesicht berühren. Halte die Dehnung für mehrere Atemzüge und wiederhole die Übung dann mit der anderen Seite.
Begib dich als Ausgleich für drei bis fünf Minuten in die Kindposition. Du kannst die Arme nach hinten neben deinen Körper legen, einen dehnenderen Effekt für deine Schulter hat die Übung aber, wenn du deine Arme nach vorne ausgestreckt lässt. Beende deine Faszien Yoga Session mit einem ausgiebigen Savasana.
Faszien Yoga stärkt unser Bindegewebe auf einzigartige Art und Weise. Unser ganzer Körper ist ein komplexes System, dass unter anderem durch das fasziale Gewebe zusammengehalten wird. Wenn wir unter Stress und Anspannung stehen, reagiert unser Fasziengewebe mit Verklebungen. Faszien Yoga Übungen können dabei helfen, den Körper beweglich und geschmeidig zu halten. Durch die besondere Art der Dehnung lernen wir unsere „Schwachstellen“ besser kennen und ganz automatisch Schmerzen vorzubeugen.